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Zeig mir Dein Ohr und ich sage Dir, wie es Dir geht: Ohrnahe Biosensorik und ihre Anwendung für vernetzte Assistenzsysteme

Birger Kollmeier
Karin Wolf-Ostermann

Das Ohr eignet sich nicht nur zur Positionierung von Hörgeräten oder Headsets, sondern ist als stabiler Fixationspunkt am Kopf ein sehr guter Ort für eine Reihe von Biosensoren (z.B. EEG-Ableitung, siehe Denk et al., 2017, Ganganalyse über Orts- und Beschleunigungssensoren, Pulsoxymetrie, BlutzuckerSpiegel, siehe He et al., 2010 und Lesica et al., 2021). In der hier vorgeschlagenen Arbeit soll die Wertigkeit und Verwendbarkeit der aus diesen Sensoren prinzipiell erfassbaren Daten für mögliche vernetzte Assistenzsysteme systematisch bewertet und ggf. optimiert werden. So soll die Anwendbarkeit von ohrnahem EEG für die Detektion von Aufmerksamkeit und ggf. Mikroschlafphasen im Alltag ebenso untersucht werden wie die Verwendung von Mikrophonen und Körpergeräuschsensoren an verschiedenen Positionen am Ohr für die Detektion von Dysphagie und Aspiration. Zusätzliche Informationen und Sensoren (z.B. zur Blutdruck- und Pulsanalyse) sollen zudem die Verlässlichkeit und Robustheit der Sensorik auch bei ggf. stark verrauschten Sensorsignalen steigern. Neben der Untersuchung kommerzieller Systeme mit bereits verfügbaren ohrnahen Sensoren (z.B. Fa. Cosinuss) werden experimentelle Sensorsysteme aufgebaut und im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit auch in den Bereichen Kommunikation (EEG) und Mobilität (IMU, Blutdruck, Puls) untersucht. Der wissenschaftliche Nutzen wäre die Gewinnung und Optimierung entsprechend vorverarbeiteter und klassifizierter multimodaler Sensordaten. Der technische Nutzen wäre die Machbarkeitsschätzung von ggf. in ein Hörgerät zu integrierenden Biosensoren, und der soziale Nutzen wäre die Stärkung der Eigenverantwortung (Empowerment) von Hörgeräteträgern und -trägerinnen durch die Nutzung körpernaher High-Tech-Sensorik, die ein lückenloseres Gesundheitsmonitoring als bisher ermöglicht.

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