Sprich mit mir – das Hörgerät als Analysewerkzeug: Einschätzung kognitiver Ressourcen durch beiläufige Sprachanalyse
Tanja Schultz
Tania Zieschang
Als mobiles, vernetztes Mikrofon in konstanter Reichweite seiner Trägerin / seines Trägers kann das Hearable alltägliche Kommunikation beiläufig aufzeichnen und Sprache extrahieren. Da das Sprechen komplexe motorische und kognitive Fähigkeiten erfordert, ist das Sprachsignal ein Indikator für kognitive Ressourcen. Die Zuverlässigkeit der Einschätzung lässt sich erhöhen, wenn die Aufzeichnung über einen längeren Zeitraum erfolgt und Ergebnisse zueinander in Bezug gesetzt werden (Frankenberg et al., 2019, Weiner et al., 2019).
In der vorgeschlagenen Dissertation soll sprachliche Kommunikation auf frühzeitige Anzeichen kognitiver Veränderungen hin automatisch gescreent werden. Zielgruppe sind ältere Menschen, insbesondere solche, die über subjektive Beschwerden klagen. Neben der Detektion eines langfristigen Abbaus kognitiver Ressourcen, wie sie für Alzheimer Demenzen typisch sind, sollen auch kurzfristige Änderungen erkannt werden, die z.B. auf ein Delir oder eine akute Erkrankung hinweisen könnten. So sollen durch Nebenaufgaben und Ablenkungen geeignete Merkmale untersucht werden, die sich automatisch aus der Sprache extrahieren lassen, etwa auf akustischer und phonetischer Ebene (Flüssigkeit, Häsitationen, Sprechgeschwindigkeit, i-vector), aber auch lexikalischer (Reichhaltigkeit), syntaktischer (Verhältnis Nomen, Verben, Adverbien etc.) und semantischer Ebene (Komplexität, Perplexität). Da das ständige Abhören und Speichern der Kommunikation einen massiven Eingriff in die Privatsphäre darstellen, sollen in der Zielanwendung keine Sprachsignale gespeichert werden, sondern im laufenden Betrieb automatisch Merkmale so extrahiert und aggregiert werden, dass die eigentlichen Sprachinformationen nicht mehr regeneriert werden können.
Wichtige Erkenntnisse erwarten wir bzgl.